Am 27. Oktober 2020 ist Welttag der Ergotherapie. Der Weltverband der Ergotherapeuten (WFOT) hat diesen Tag geschaffen, um die Kompetenz, das Können und die therapeutischen Mittel und Wege der Ergotherapie aufzuzeigen.

Was ist Ergotherapie?

Ergotherapie gehört zu den medizinischen Heilberufen. Der Begriff Ergotherapie stammt aus dem Griechischen und besagt so viel wie: Gesundung durch Handeln und Arbeiten.

Die Ergotherapie hilft Menschen dabei, eine durch Krankheit, Verletzung oder Behinderung verlorengegangene oder noch nicht vorhandene Handlungsfähigkeit im Alltagsleben (wieder) zu erreichen. Funktionen und Fähigkeiten eines Menschen können zum Beispiel durch einen Schlaganfall verloren gehen oder bei Kindern aufgrund von Entwicklungsstörungen in nicht ausreichendem Maße ausgebildet sein.

Die Ergotherapie hat dabei einen ganzheitlichen Ansatz. Das heißt, dass nicht nur die Bewegungsabläufe des Körpers (= Motorik) geschult werden, sondern das ganze menschliche System einbezogen wird.
Es geht also um Bewegung, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und harmonisches Zusammenwirken dieser Einzelaspekte. Durch diesen ganzheitlichen Ansatz können körperliche und seelische Zustände verbessert, der Leidensdruck gesenkt, Schmerzen gelindert und Pflegebedürftigkeit hinausgezögert werden.

Je nach Krankheitsbild werden unterschiedliche Einzelmaßnahmen der Ergotherapie individuell zusammengestellt. Das Trainieren und Vorbereiten von körperlichen Bewegungsabläufen sowie Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer und Koordination gehören dazu. Auch Übungen zur Selbsthilfe wie z.B. Waschen, Anziehen, Essen, Schlucken und Trinken werden angeboten. Aber auch das Zurechtkommen im Alltag wie Einkaufen, Umgang mit Geld, Telefonieren, Orientieren im Straßenverkehr, Zeiteinteilung und vieles mehr werden trainiert. Es gibt eine Menge Faktoren die ein Mensch beispielsweise nach einem folgenschweren Einschnitt im Leben wieder neu erlernen muss. Dabei müssen auch die Angehörigen im Umgang mit dem Patienten beraten und angeleitet werden.

Zum Aufgabenfeld der Ergotherapeuten gehört außerdem die Analyse der Wohnsituation und Wohnumgebung, um auch hier – durch eine entsprechende Wohnraumgestaltung – die größtmögliche Eigenständigkeit des Patienten zu erreichen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal sowie dem Physiotherapeuten oder dem Sozialarbeiter.

Wann wird Ergotherapie angewendet?

Um abzuklären, ob bestimmte Beschwerden ergotherapeutisch behandelt werden können, sollte man Rücksprache mit einer ergotherapeutischen Praxis und dem behandelnden Arzt zu halten. Grundsätzlich ist eine Ergotherapie möglich bei Menschen

  • mit angeborenen körperlichen oder geistigen Schädigungen
  • mit rheumatischen Erkrankungen
  • mit massiven neurologischen Störungen, z.B. nach einem Unfall
  • mit orthopädischem Verschleiß
  • mit Störungen der Koordination, der Aufmerksamkeit, der Reaktion, der Merkfähigkeit, des Gleichgewichts oder der Grob- bzw. Feinmotorik
  • mit Alterserkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer (Erkrankungen des Gehirns)
  • mit Multipler Sklerose (Erkrankung des Nervensystems)
  • die einen Schlaganfall- oder Herzinfarkt erlitten haben und dadurch körperliche Schäden zurückgeblieben sind
  • oder Kindern mit Verhaltens- oder Entwicklungsstörungen

Ergotherapie wird auch im Rahmen der Prävention angewendet, um zum Beispiel bei Schulkindern die Konzentrationsfähigkeit zu fördern, die auditive (= den Gehörsinn betreffende) Wahrnehmung zu stärken oder frühzeitig die Feinmotorik zu trainieren. Ebenso gibt es Präventionsprogramme für den Bereich Geriatrie.

Das Ziel der Ergotherapie ist, für den Patienten eine größtmögliche Selbständigkeit im Alltag und eine Verbesserung der Lebensqualität herbeizuführen.

 

Quellen:

https://welcher-tag-ist-heute.org/aktionstage/welttag-der-ergotherapie
https://dve.info/ergotherapie/welt-ergotherapie-tag/welt-ergotherapie-tag-2020
http://www.deutsche-therapeutenauskunft.de/therapeuten/ergotherapie/was-ist-ergotherapie/